Die Liebe in Zeiten des Alltags . Herr und Frau bunt

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Seit 11 Jahren sind wir ein Team. Beinahe 4 Jahre sind er und ich nun schon Herr und Frau bunt. Wir sind Raubtierbändiger, beste Freunde, Alltagsbezwinger. Das mit dem Alltagbezwingen ist übrigens oft die größte Herausforderung. Ich weiß nicht, ob es euch schon aufgefallen ist. Aber der Alltag hat was ganz gemeines, fieses. Der schleicht sich immer so an und schwupps! Schon ist man ganz tief drinnen im Trott, im Gestresstsein. Vergisst auf die kleinen Nettigkeiten, weil man zum gefühlt 1000sten Mal an diesem Tag Essensreste vom Boden unterm Kinderstuhl wischt, Minipopos säubert und – achtung, jetzt wird’s oberspannend – ganz banal Rechnungen bezahlt. Ja. Er ist gemein, der Alltag. So unromantisch. So bäh. Manchmal. Nicht immer! Denn ganz oft geht es uns beiden so, dass wir mitten in unserem kleinen Chaos mit 5-jähriger Minidiva und 2-jährigem Lausmädel nebeneinander in der Küche stehen und uns angrinsen. Wenn wir uns wie zwei Elternroboter im Dauerbetrieb zwischen Küche und Kinderzimmer über den Weg laufen und er mir den Rücken streichelt. “Na, Schatz?” Und ich so “Ich hab dich auch lieb!” Männer haben ja nicht unbedingt viele Worte auf Lager, um zu sagen, was sie fühlen. Müssen sie auch nicht. Er lässt meistens Taten sprechen.

“Kommt, wir gehen mal ins Kinderzimmer und lassen Mama ihren Kaffee fertig trinken!”L I E B E.

“Lass mal, geh ins Bett. Ich mach die Küche noch Schatz.” L I E B E

“Ich mach heute Nachmittag vor dem Abenddienst was mit den Kindern, dann kannst du nähen.” L I E B E

“Ich hab dir Croissants zum Frühstück mitgebracht.” L I E B E

Davon, dass er für mich Stücke komponiert, fange ich jetzt gar nicht erst an. Oder doch. Denn das finde ich jedes Mal wieder so unglaublich großartig, dass mir die Worte fehlen. Das macht er Nachts. Wenn alle schlafen. Sogar ich – und das heißt was, denn Frau bunt geht vor Mitternacht nie ins Bett. “Ich schreib noch ein bisschen Schatz.” Nach einem Tag also, an dem er bis 22.30 Oper gespielt hat, setzt er sich hin, haut sich die Nacht um die Ohren und schreibt bis 3 Uhr früh die wunderbarste Musik, die man sich vorstellen kann. Für mich. Für meine Stimme. (Also nicht immer für mich allein, aber oft) Mein Mann, der Komponist. Wie  man sowas können kann, ist mir ohnehin ein Rätsel.

Dieser Mann also, der soviel kann, der soviele Bälle in der Luft hat, der so gut wie nie “Ich kann nicht mehr” sagt, den ich manchmal auf den Mond schießen könnte, weil er mich mit seinem kreativen Chaos in den Wahnsinn treibt. Dieser Mann, der so unglaublich rücksichtsvoll ist, der mich runterholt, wenn mir alles zu viel wird, der Vater meiner Kinder. Dieser Mann ist mein Mann. Den hab ich. Den lass ich nicht mehr los. Basta! Das ist sie nämlich – die Liebe in Zeiten des Alltags.

 

5 Kommentare

  • Wow, wie schön Lilly. ich habe Tränen in den Augen, weil es auch mir und meinem Mann oft schwer fällt das Schöne und die Liebe im Alltag nicht untergehen zu lassen.
    Liebe Grüße,Olga

  • Ach wie schön du das geschrieben hast, ich finde es echt toll, dass du im Alltag auch etwas schönes und liebevolles sieht. denn diese kleinen Nettigkeiten sind im hektischen alltag sehr oft all zu leicht übersehen.
    Alles gute für eure weitere Zukunft.
    Lg. Irene (moliba)

  • Wunderschön geschrieben frau bunt !!!!
    Und wie recht du hast!

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